Hatten Sie nach einem sommerlichen Spaziergang am Waldrand schon einmal rote Quaddeln an allen unbedeckten Hautstellen? Oder Hustenreiz und juckende Augen nach einem Friedhofsbesuch unter alten Bäumen? Vielleicht hatten Sie unbemerkt Kontakt mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners, kurz EPS genannt.
Thaumetopoea processionea ist ein harmloser Nachtfalter, der ursprünglich aus Südeuropa stammt und seine Eier allen bei uns vorkommenden Eichenarten ablegt. Beflügelt durch den Klimawandel mit zunehmend milden Wintern und warmen Frühjahren, breitet er sich auch in unserer Heimatregion immer weiter aus. Zu unrühmlicher Bekanntheit gelangten seine “Kinder”, die ab dem dritten Larvenstadium Brennhaare mit Widerhaken tragen. Diese sehr feinen Brennhaare enthalten ein Nesselgift, das Thaumetopoein, und fliegen beim leichtesten Windhauch Hunderte von Metern weit. Bei Kontakt mit der Haut führt das Gift zu teils heftigen Reaktionen, die als Raupendermatitis bezeichnet werden. Werden die Härchen eingeatmet, führen sie zu Bronchitis und Asthma bis hin zum allergieähnlichen Schockzustand.
Die Larven leben gesellig in Nestern und brechen gemeinsam im “Gänsemarsch” (der namensgebenden Prozession) zum Fressen in die Baumkronen auf. Ist bei den ersten Larvenstadien noch eine Bekämpfung mit Bacillus thuringiensis oder chemischen Pflanzenschutzmitteln möglich, können ältere Larven und mit Brennhaaren und Raupenkot gefüllte Nester nur noch mechanisch (meist durch Absaugen) entfernt werden. Diese aufwändige mechanische Bekämpfung der “reizenden” Raupen im Siedlungsbereich wird seit der Saison 2019 von uns durchgeführt.
Wer unsere von Kopf bis Fuß raupensicher hermetisch verpackten Mitarbeiter beim Absaugen der Raupen und Nester sieht, fühlt sich schnell an Science-Fiction-Filme von Astronauten beim Weltraumspaziergang oder Wissenschaftler im Ebola-Labor erinnert:
Zur Ausrüstung gehört eine Atemhaube, die von einem Gebläse mit mehrfach gefilterter Luft versorgt wird. Ein Overall, Handschuhe und Gummistiefel, alles luftdicht verklebt. Ein Sicherheitssauger mit speziellen Beuteln, der ebenso wie die persönliche Schutzausrüstung kein Stäubchen durchlässt und auch für die Arbeit mit Asbestfasern zugelassen ist. Eine Kunst für sich ist das Anlegen und vor allem das vorsichtige Ablegen der Schutzkleidung, bei dem kein Härchen in die Umgebung gelangen darf.
Haben Sie selbst befallene Eichen auf Ihrem Grundstück stehen oder sind Sie für Bäume verantwortlich, deren Umgebung von Kindern, Radfahrern oder Fußgängern frequentiert wird, dann halten Sie sich bitte möglichst fern von den Raupen und ihren Gespinsten. Auch abgefallene alte Nester sind immer noch voller Raupenhäute mit Brennhaaren sind. Riskieren Sie nicht Ihre Gesundheit, sondern beauftragen Sie einen Fachbetrieb, der alle Schutzmaßnahmen beachtet und auch die fachgerechte Entsorgung garantiert.